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Während des Nähworkshops sprachen wir darüber, worauf es uns, den neuen Berliner*innen, ankommt, um sich selbstbewusster zu fühlen und an der Entwicklung der Stadt auch teilhaben zu können. Wir haben uns gefragt, was wir Ihnen – unser- en Nachbar*innen, sagen möchten. Manchmal sprachen wir jedoch gar nicht und konzentrierten unsere Gedanken auf das weitere Nähen.

Foto: Sewing circle im Hof GU, Albert-Kuntz-Straße, Berlin, 08. 2018

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir sitzen draußen mit den Frauen der Unterkunft auf einer Decke. Die Abendsonne scheint noch lange. Nahed sitzt zwischen ihnen. Manchmal wird gelacht. Junge Teilnehmer*innen versuchten zu nähen, ihnen wurde aber schnell langweilig, sie stehen auf und spielen. Yxxxx und ich sitzen als einzige auf Stühlen, unsere Gesichter der Sonne zugewandt. Wir sprechen über Essen, denn wir sind sehr hungrig, wechseln häufig das Thema. Er übersetzte mir die Gespräche der Frauen. Er wolle sie nicht stören, sagt er. Es gibt selten solch’ gemeinsame Momente. Ähnlich Exxxxxx, er sitzt auch etwas außerhalb. Die Frauen sprachen über Waffen, die im Irak und Syrien eingesetzt wurden, wie sie klingen, welchen Schaden sie anrichten, über Politik und über homosexuelle Männer. Wir hören Fairuz, trinken Tee und essen Künefe. Yxxxx wechselt zwischen Übersetzungen der Lyrics und der Frauen, denn ich verstehe kein Wort. Er sagt, es fühle sich gerade wie zuhause an, die Musik, die Gespräche, die Süßigkeit. Yxxxx sagt, er hole etwas zu essen, taucht aber nicht mehr auf und ich höre auf zu nähen.

>Johanna Reichhart<

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